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Mit gar nicht so kleinen Baby-Elefanten auf Tuchfühlung.

Sheldrick Wildlife Trust

Die Giraffen kommen für einen kleinen Snack manchmal näher als gewollt.

Giraffe-Center

Das zwei Jahre alte Spitzmaulnashorn Raha erobert alle Herzen im Sturm.

Sheldrick Wildlife Trust

Ein Traum wird wahr. Es geht nach Kenia. Das Land in Ostafrika fehlt noch auf unserer Safari-Liste.

Kenia

Das Land liegt im Osten Afrikas am indischen Ozean und grenzt im Nordosten an Äthiopien und Somalia, im Nordwesten an den Südsudan und Uganda und im Süden an Tansania. Es ist mit 580.000 km² knapp anderthalb mal so groß wie die Bundesrepublik. Die Republik wird von Nord nach Süd von einem Teil des ostafrikanischen Grabenbruchs, dem Great Rift Valley durchzogen. Gut zu erkennen an der Aneinanderreihung von mehreren Seen, die wie Perlen an einer Schnur im Grabenverlauf liegen.

Die vielen Nationalparks Kenias stellen eine wichtige Einnahmequellen für den Tourismus dar. Der größte Nationalpark ist der Tsavo, der in Ost und West gegliedert ist. Die bekannte Masai Mara, der nördliche Ausläufer der Serengeti, wird allerdings formell als ein Naturschutzgebiet geführt. Weitere Nationalparks sind Amboseli, Lake Nakuru und Meru. Ebenfalls sehenswert ist der kleine und erste Nationalpark des Landes in Nairobi inmitten der Hauptstadt.

Offizielle Landessprache ist Suaheli und Englisch, insgesamt leben in Kenia aber mehr als 40 verschiedene Volksgruppen, die mehr als 50 verschiedene Sprachen und Dialekte sprechen. Mit rund 22 % zählen die Kikuyu zu der größten Volksgruppe Kenias. Die bekannten Masai sind dagegen mit knapp 2 % kaum vertreten.

Quelle: Wikipedia

Flug

Der Flieger verlässt schon die Parkposition und wir rollen zielstrebig zur Stadtbahn West, wo der A330-300 in den Morgenhimmel startet. Die Sicht ist klar, und so können wir unter uns Mannheim, Karlsruhe und den Hochschwarzwald erkennen, bevor es über die schneebedeckten Alpen des Wallis bei Bern geht. Wir folgen der Mitte des italienischen Stiefels über den Apennin und kreuzen das Mittelmeer nach Algerien, wo wir wegen einer großen Gewitterfront allerdings einen kleinen Umweg fliegen müssen.

Über das rote Meer geht es Richtung Addis Abeba, wo uns das Dunkel der Nacht empfängt. Weit und breit ist kein Licht auf dem Boden zu erkennen. Hier lebt anscheinend keine Menschenseele. Die Welt unter uns liegt im Dunkeln, bis wir uns im Anflug auf den Jomo Kenyatta International Airport Nairobi befinden.

An der Passkontrolle und Immigration werden wir von gelangweilten Beamten empfangen, die erst einmal unsere Fingerabdrücke scannen. Ein Lichtbild von uns wird nicht erfasst, denn die Kamera direkt vor dem Beamten wurde schon lange nicht mehr justiert und guckt irgendwo an die Decke der Empfangshalle. Unser Visum liegt digital im Wallet – ziemlich beeindruckend, wie wir finden.

Es geht los!

Die ersten Eindrücke auf dem afrikanischen Kontinent.

Wir verlassen den Terminal und tauchen in eine Masse von Menschen ein, die wild mit Schildern winken, um unseren Fahrer finden. Der ist aber nirgends zu sehen und so wartet Micha mit dem Gepäck auf dem Parkplatz und Anny stürzt sich ins Getümmel. Kaum ist Anny verschwunden, kommt ein Schrank von Mann lachend auf Micha zu, schüttelt ihm die Hand und macht sich nun auf die Suche nach Anny. Wir dürfen vorstellen: Rashid, unser Fahrer.

Nachdem sich alle gefunden haben, geht es auch schon gleich zu seinem Fahrzeug: einem Toyota Land Cruiser, Extended Version, mit aufstellbarem Dach. Die beste Erfindung, wenn man auf Safari geht, und anscheinend nur hier und in Tansania vertreten. Nachdem das Gepäck im Heck verstaut ist, wird die Türe mit viel Getöse geschlossen – was nicht passt, wird passend gemacht.

Auf der Fahrt ins Sarova Panafric Hotel wechseln wir nur wenige Worte, unser Fahrer scheint nicht sehr gesprächig zu sein oder zu beschäftigt mit dem unübersichtlichen Verkehr. Es geht durch die Nacht, wir haben überhaupt keine Orientierung. Zu unserer Verwunderung fährt Rashid irgendwann an eine Tankstelle, wo wir im Hintergrund das Tor des Hotels und die Sicherheitsanlage erkennen.

Es ist spät, aber wir werden sehr herzlich von den Mitarbeitern des Panafric in Nairobi empfangen. Personen und Gepäck werden hier wie am Flughafen durchleuchtet – es gelten strenge Sicherheitskontrollen. Mit unseren Zimmerkarten holen wir den Aufzug, der über die gescannte Karte dann auch weiß, in welches Stockwerk wir müssen. Gilt übrigens auch für das Treppenhaus – dort werden auch nur die Türen zum eigenen Stockwerk geöffnet ...

Einzigartig: Bei den meisten Tiersichtungen kann man die Skyline Nairobis im Hintergrund sehen.

Nairobi Nationalpark

Wilde Tiere vor den Toren der Großstadt.

Gut gelaunte Hotelangestellte präsentieren ein großartiges Buffet und preisen selbstverständlich kenianischen Kaffee an, auf den wir uns sehr freuen. Die Milch wird hier heiß serviert, und so ist das Getränk mit Vorsicht zu genießen. Mit einem Riesen-Omelette im Bauch treffen wir Rashid am Fahrzeug und machen uns zügig auf den Weg zum Nairobi Nationalpark.

Der Morgen ist dunkel und grau, die Straßen der Stadt um 8:00 Uhr morgens schon hoffnungslos überfüllt und wir kämpfen uns geduldig durch das Chaos von Kleinbussen, Autos, Motorrädern und einer Menge von Menschen, die einfach überall kreuz und quer zu laufen scheinen.

Eine halbe Stunde später erreichen wir das Maingate des Parks, Rashid erledigt den Papierkram und es geht los. Der Nairobi National Park wurde 1946 eröffnet und ist nur 117 km² groß. Dennoch beeindruckt Kenias erster Nationalpark mit einer extrem hohen Tierpopulation. Der Park ist vor allem durch das erfolgreiche Schutzgebiet für Spitzmaulnashörner (Schwarzes Nashorn) bekannt. Das erklärt wohl dann auch die große Militärbasis am Rande des Parks.

Wir erreichen die Ivory Burning Site, an der 1989 unter Präsident Daniel Arap Moi 11 Tonnen beschlagnahmtes Elfenbein medienwirksam durch Feuer zerstört wurde. Am ersten Wasserloch, das den einfachen Namen 2A trägt, bekommen wir die Gelegenheit, unsere Kameras einzustellen und zu testen. Am Wasser des Ormanye sehen wir das leuchtende Blau eines Malachite-Eisvogel blitzen, der aber leider im Morgengrauen für die Kameras viel zu schnell ist. Am Uferrand können wir dann noch frisch geschlüpfte Lapwing-Küken beobachten, die flink unter den Schwingen der Mutter Schutz suchen.

Wir fahren über die Sangora Ridge zum Mckoyeti River, an dessen Ostseite die von den Chinesen auf Traversen gebaute Eisenbahnlinie für reinen Güterverkehr nach Mombasa den Park durchschneidet. Bevor wir den Park wieder verlassen, bekommen wir doch tatsächlich eine kleine Nashorn Familie zu sehen, oder besser gesagt nur deren Rücken, weil die vier Tiere tief im Elefantengras stehen.

Übrigens:

Die Sache mit der dritten Welt: Obwohl das Land die drittgrößte Wirtschaft Afrikas besitzt, belegt es auf dem Armutsindex der Welt immer noch die hinteren Ränge, mit über einem Drittel der Bevölkerung, die weniger als 2,15 Dollar am Tag zur Verfügung haben und somit in absoluter Armut leben. Genauso wie auch im internationalen Korruptionsindex – so ist es nicht weiter verwunderlich, dass die Gelder auch nicht diejenigen erreichen, die es am nötigsten haben.

Wenn man also ein Land der dritten Welt besucht, sollte einem eigentlich klar sein, worauf man sich einlässt. Eigentlich – denn wir werden mit den fragwürdigsten Eindrücken konfrontiert, die wir uns in dieser Form nicht vorstellen konnten.

Wir haben bereits die Townships Langa und Khayelitsha in Südafrika besucht und die Menschen dort kennenlernen können und waren schon dort von dem System der Unterdrückung und Benachteiligung mehr als entsetzt. Unfassbar, was Menschen durch Machtmissbrauch und fehlgeleiteten Ideologien in der Lage sind, sich gegenseitig anzutun. Das Thema Apartheid fällt in Kenia zwar offiziell weg, denn es gibt keine staatlich festgelegte und organisierte Rassentrennung, jedoch ist das Thema in einer etwas anderen Form zu beobachten: Nach unten treten geht nämlich immer.

Die Menschen ziehen in die Städte in der Hoffnung, dort Arbeit zu finden und Geld zu verdienen. Aber keiner weiß so richtig, wie man mit der Menge an Leuten, die in die Metropolen kommen, umgehen soll. Es gibt zwar Pläne von Seiten der Regierung, die Armenviertel komplett abzureißen und mit Sozialem Wohnungsbau zu ersetzen, aber das kostet Summen, die die Regierung nur schwer aufbringen kann. Und wenn die Wohnungen nur gegen Geld zu mieten sind, kann sich das ja eh keiner leisten. Also verlagern sich die Slums eben nur woanders hin.

David Sheldrick Wildlife Trust

Ein Traum wird wahr – wir besuchen unsere kleinen Patenelefanten.

Da wir heute Morgen einen Termin im David Sheldrick Wildlife Trust haben, verlassen wir den Park zügig und erreichen kurze Zeit später das Elefantenwaisenhaus mit circa 200 Paten, Gästen und anderen Interessierten. Neben der Anlage am unteren Hügel befindet sich eine weite, eingezäunte Fläche und wir nehmen Platz am Rande der kleinen Tribüne.

Die Organisation hat sich zur Aufgabe gemacht, Elefantenwaisen zu retten, aufzuziehen und zu betreuen, bis diese groß genug sind, um wieder in einem der zahlreichen Nationalparks ausgewildert werden zu können. Ab und an ist noch ein Nashorn oder eine Giraffe dabei.

Die Organisation wurde 1977 von Daphne Sheldrick gegründet und zeichnet sich durch ein einmaliges Betreuungskonzept der Tiere aus. Die Tiere dort werden durch mehrere Pfleger rund um die Uhr versorgt und durchlaufen in ungefähr zwei Jahren unterschiedliche Gruppen, um das Sozialverhalten mit anderen Tieren zu erlernen. Danach werden sie in die Auswilderungsstation im Tsavo-Nationalpark umgesiedelt, wo sie nach und nach das Leben in freier Wildbahn kennenlernen.

Kaum angekommen geht es schon los, das kleine Nashorn Raha und ihr Pfleger machen ihre tägliche Aufwartung. Das kleine Nashornmädchen ist sichtlich schüchtern und klebt förmlich am Bein ihres Pflegers. Für ihre zwei Jahre ist das Tier viel zu klein, im Prinzip stark unterernährt, denn als eine Hyäne Raha den Schwanz abgebissen hat, ist die Wunde schlecht verheilt, so dass das Tier bei der Darmentleerung so starke Schmerzen hatte, das es irgendwann auf die Nahrungsaufnahme komplett verzichtet hat. Inzwischen aber haben mehrere ehrenamtliche Chirurgen die Wunde so gut richten können, dass das kleine Nashorn auf dem Weg der Besserung ist.

Minuten später hören wir das Getöse der ersten Junggruppe, die aufgeregt durch das Gelände auf den Platz inmitten der Zuschauer eilt, und sich sofort über die bereitgestellten Milchflaschen hermacht. Mit großem Geschmatze und Gegluckse werden die Flaschen geleert und die Augen der Tiere sind vor Aufregung weit aufgerissen, als sie die Spezialmischung aus verschiedenen Milchsorten und Aufzuchtsmitteln in sich hineinschütten. Der ein oder andere Elefant ist schon groß genug, dass er die Flasche selbst halten kann.

Übrigens:

Es gibt viele Gründe, warum Herden ihre Jungen verlassen, aber irgendwie ähneln sie sich alle: Im Gulli oder Matsch stecken geblieben, im Graben gelandet, in einen Brunnen gefallen, wegen Wassermangels zurückgelassen, die Mutter gestorben (Wilderer, Raubtier, etc.) oder einfach nur Opfer eines Konflikts zwischen Mensch und Tier geworden.

Und schon fliegt der rote Dreck in die Menge, wenn die Elefanten die Motorik ihrer Rüssel testen und ein Sandbad nehmen.

Die nächste Gruppe von zwölf Tieren ist schon wesentlich größer und sie verhalten sich auch so. Hier gibt es auch die eine oder andere spielerische Rangelei zwischen den Tieren, es wird gedrückt und geschubst und die Pfleger müssen aufpassen, dass keines der Tiere noch eine weitere Milchflasche stibitzt. Das ein oder andere Tier beherrscht die Motorik des Rüssels schon so gut, dass es direkt vor den Augen der Zuschauer ein Sandbad nehmen kann. Und schon fliegt der rote Dreck in die Menge.

Nach einer knappen Stunde ist das Spektakel dann auch schon vorbei, und die Menge wird elegant am Souvenirshop vorbeigeführt und manch einer der Besucher kann doch tatsächlich davon überzeugt werden, eine (weitere) Patenschaft abzuschließen.

Der Elefantenrüssel

Der Rüssel eines Elefanten ist nicht nur das Geruchsorgan, sondern erfüllt viele Funktionen. Damit wird Gras gerupft oder Blätter gepflückt, getrunken und geduscht. Auch kommuniziert wird mit dem Rüssel, durch Berührung oder durch ein lautes Trompeten. Die kleinen Baby-Elefanten müssen allerdings erst lernen, mit ihrem Rüssel umzugehen.

Giraffe-Center

Auf Tuchfühlung mit hungrigen Masai-Giraffen.

Unser Zeitplan ist eng, wir müssen zu unserem nächsten Halt, dem Giraffe-Center. Unter dem fragwürdigen Deckmäntelchen des Artenschutzes wurde hier am Rande des Parks ein Streichelzoo errichtet, in dem man die Möglichkeit hat, Giraffen zu füttern.

Wir werden mit einer halben Kokosnuss ausgestattet, die bis zum Rand mit Pellets gefüllt ist, die wir mit spitzen Fingern auf die klebrigen Zungen der Tiere legen sollen. Aber wir werden gewarnt, wenn wir es nicht richtig machen, oder die Giraffe meint, dass wir sie veräppeln, wird das meistens mit einem Kopfstoß quittiert. Also begeben wir uns zum Gehege und begegnen den Tieren auf Augenhöhe. Diese kennen natürlich das Programm und strecken uns geduldig ihre Zungen entgegen.

In Kürze sind die Pellets verfüttert und wir treten beiseite, beobachten das Geschehen mit gemischten Gefühlen. Wir sind uns ziemlich sicher, diese Touristenattraktion wird niemals mehr ausgewildert. Neben dem Center liegt auch der bekannte Giraffen-Gutshof "Giraffe Manor", dort kann es beim Frühstück passieren, dass eine Giraffe zum Fenster herein schaut. Und so zufällig, wie es immer beschrieben wird, ist es dann doch offensichtlich nicht.

Die Giraffen versuchen,
mit ihrer langen,
schwarzen Zunge, die
Pellets zu erreichen.

Übrigens:

Als wir die Stadt kreuzen, tangieren wir im Südwesten von Nairobi den zweitgrößten Slum Afrikas: Kibera, was so viel wie Wald oder Dschungel bedeutet. Auf einer Fläche von 2,5 km² leben dort geschätzte 500.000 bis 700.000 Einwohner in einfachsten Behausungen, Blechhütten und einer unvorstellbaren Menge an Dreck. Die Verschmutzung durch Abfälle, Abwasser und Fäkalien ist derart hoch, dass dadurch verursachte Krankheiten entsprechend weit verbreitet sind und ausgestorben geglaubte Erreger dort ihre Renaissance wiederfinden.

Darüber muss man sich auch nicht weiter wundern, wenn man zum Beispiel das Konzept der sogenannten "Flying-Toilet" kennt: Man kackt in einen Beutel, den man dann kreisend über den Kopf schwingt und einfach nach draußen schmeißt.

Es ist mit Worten eigentlich nicht zu erklären, wie manche Bewohner Kiberas in der Lage sind, diesem Dreck in sauberer Wäsche und gepflegten Kleidern oder Anzügen zu entsteigen, um in der Stadt einer Arbeit nachgehen zu können.

Wir sehen natürlich auch die ärmsten der Armen, die in behelfsmäßigen Bretterverschlagen hausen. Oft sind es nur ein paar Reissäcke, die mit ein paar Stöcken abgespannt sind und die Waren liegen einfach nur im Dreck davor. Da geht es dem Nachbarn, der sich ein Stück Blech besorgen konnte, schon deutlich besser!

Es geht auf Safari!

Masai Mara | Lake Nakuro | Amboseli N.P. | Tsavo N.P.

Für eine Stunde dürfen wir
die kleinen Elefantenwaisen
bei ihrer täglichen Routine
beobachten.

Ein paar Gedanken

Warum Kenia?

Fantastische Nationalparks mit einer einmaligen Tierwelt – eingebettet in wunderschönen, abwechslungsreichen Landschaften. Und das zu beiden Jahreszeiten.
Sollte man aber überhaupt in so einem armen Land Urlaub machen? Also so, wie es unser Guide Rashid formuliert: "Unbedingt!" Die Touristikbranche generiert nämlich gut bezahlte Jobs und ernährt zahlreiche Familien ..."