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  • Einheimische preisen ihre Waren an und feilschen gerne über ihr traditionelles Gewerke in Form von Ketten, Decken, Ponchos, Schnitzereien und Metallwaren.

    Markt in Otavalo
  • Der Legende nach gaben die Götter dem Menschen hier die Meerschweinchen.

    Laguna de Cuicocha
  • In leuchtend bunten Farben präsentieren sich die einheimischen Pflanzenarten.

    Flora am Kraterrand

Freddy holt uns abends am Flughafen ab und wir freuen uns, wieder in der Zivilisation zu sein. Wir riechen äußerst streng nach Regenwald, aber unser Guide ist souverän genug, sich nichts anmerken zu lassen.

Otavalo

Casa Tambo Inti

Wir bitten Freddy um seine Hilfe, da wir ganz dringend unser Dschungelsachen waschen lassen müssen: Er lacht nur kurz und versichert uns, er kenne jemanden, der uns die Wäsche über Nacht macht. Ein schon recht seltsamer Einstieg, seinen Guide für die nächsten Tage kennen zu lernen.

Wir starten in die Nacht und Freddy ist nicht zu bremsen und erzählt uns alles, was er über den Weg, das Land und die Leute weiß. Wir sind ziemlich platt, halten aber ganz gut mit. Wir fahren auf einer kurvigen E28B nach Norden nach Cayambe, die Teil der Panamericana ist. Der Landstrich, den wir kreuzen, sei berühmt für seine Agrarprodukte wie auch für den Rosenexport nach Holland. Wir erfahren, dass besonders die langstieligen, geraden Rosen aus dieser Region kommen, denn die Gewächse orientieren sich eben an der Sonne, die sich hier direkt über ihnen befindet. Vom Hunger geplagt suchen wir ein kleines Restaurant und Freddy empfiehlt uns die lokale Kartoffelsuppe, die mit Brühkäse verfeinert wird. Dazu gibt es noch ein wenig Hühnchen mit viel Gemüse. Und einen leckeren Saft aus Baumtomaten. Weil Freddy als Einheimischer bestellt hat, zahlen wir pro Nase 5 Dollar – für Vorspeise, Hauptspeise plus Getränk.

Wir fahren weiter in die Nacht über einen 3500 m hohen Pass, der die Provinzgrenze von Imbabura und Pichincha markiert, bevor wir dann mit heißen Bremsscheiben in das tausend Meter tiefer gelegenen Otavalo kommen. Plötzlich biegt Freddy in ein kleines, gepflastertes Sträßchen ab und gefühlt geht es ab jetzt in die Pampa. Irgendwie fühlt sich dieser Weg ganz falsch an – aber erst am nächsten Morgen sehen wir den wahren Grund: die richtige Straße wurde vor ein paar Tagen von einem Unwetter zerstört!

Nach 20 Minuten Gerumpel biegen wir in eine Einfahrt ein und halten vor einem großen Tor: Die Casa Tambo Inti. Fix packen wir unsere Taschen um und geben mit einem ziemlich schlechten Gewissen unserem Guide die Wäsche aus dem Dschungel mit. Wir werfen den Heizlüfter an, denn hier in den Bergen ist es ziemlich frisch. Und wir versuchen noch ein paar Dinge zu trocken, wie Michas Schuhe und sein Handy, das nach der heutigen Wasserschlacht ein wenig gelitten hat.

Laguna de Cuicocha

Mit Wasser gefüllte Caldera unterhalb des Vulkans Cotacachi

Am Morgen ist alles trocken und wir werden von allerfeinstem Sonnenschein begrüßt. Jon, ein Amerikaner aus den Südstaaten gibt uns nach dem Frühstück erst einmal eine ausführliche Führung durch das Anwesen und erzählt uns stolz, was er alles in Eigenleistung hier bewegt hat. Wir werden von einem allzu detailreichen Rundgang verschont, als Freddy uns abholen kommt.

Wir sind begeistert - die Wäsche ist nicht nur gewaschen, sondern riecht auch wieder ordentlich! Wobei unser Guide es sich nicht verkneifen kann, uns darauf hinzuweisen, dass die Wäscherei unser Sachen zweimal hat waschen müssen. Egal - die zehn Dollar waren gut investiert und Freddy meint, das wäre mit allen Touristen so, die aus dem Urwald kämen.

Wir hüpfen in den Van und fahren nach Cotacachi, wo wir die 35 verlassen und zur Laguna de Cuicocha (Meerschweinchensee) fahren. Eine mit Wasser gefüllte Caldera mit einem Durchmesser von knapp drei Kilometern – direkt unterhalb des Vulkans Cotacachi. Der Rand der Caldera ist sehr steil und dadurch kaum bewachsen. Im Besucherzentrum lernen wir über die besondere geografische Bedeutung des Vulkans in Mitten der Anden, sowie über die Geschichte der indigenen Völker unmittelbar um diesen See herum.

Im Freilichtmuseeum bleiben wir an einer Sonnenuhr hängen, deren Schatten für uns ungewohnt eben NICHT nach Norden zeigt, sondern bei Sonnenaufgang nach Westen und bei Sonnenuntergang nach Osten. Und mittags ist der Schatten ganz weg, wir sind schließlich am Äquator.

Wir wollen noch ein wenig auf dem Kraterrand entlang laufen und Freddy klinkt sich aus. Die kleinen Pflanzen und Blüten haben es uns angetan und wir fangen ein paar schöne Momente mit unserem Makro ein. Der Blick zurück in Richtung Otavalo ist spektakulär: umgeben von drei Vulkanen Imbabura, Cotacachi und Mojanda liegt die Stadt auf einer Hochebene und die Berge sind stets in Wolken gehüllt.Wir stehen quasi an der Wasserscheide in Mitten der Anden. Nach Westen fallen die zerfurchten Berge auf kurzer Distanz sehr steil ab, wobei das Höhengefälle nach Osten wesentlich entspannter und länger zu sein scheint.

Intag Cloudforest

Refugio del Intag

Nach unserer kleinen Wanderung geht es weiter Richtung Intag in den Nebelwald. Das Wetter ist – entgegen des Namens – sehr sonnig und klar. Wir schlängeln uns über gewaltige Serpentinen die Hänge hinunter und erst im Tal kommt ein bisschen Nebel auf.

Unsere Unterkunft Refugio del Intag wird vom ecuadorianischen Ehepaar Oswaldo und Lupe Herrera geführt, die uns begrüßen und unser Zimmer zeigen. Verfolgt werden wir vom neugierigen und völlig verdreckten Hofhund, den wir nur mit Mühe wieder loskriegen. Wir richten uns erstmal häuslich ein und erkunden das Grundstück.

Von einem Birdwatcher-Paradies war im Reiseführer die Rede, wir hoffen auf haufenweise Kolibris und andere bunte Vögel, aber außer einer unbesuchten Futterstelle im Baum ist davon nichts zu entdecken. Später treffen wir uns zum Abendessen wieder. Lupe kocht jeden Tag frisches Essen, am ersten Abend gibt es Hühnchen mit frischen Salat.

Am nächsten Morgen bekommen wir ein tolles Frühstück mit Fruchtsaft und Marmelade Marke Eigenproduktion – und für unsere Rühreier geht Lupe einfach kurz in den Hühnerstall. Das Essen hier ist einfach jeden Tag unglaublich lecker. Gemüse und Obst schmecken nach Sonne, alles hat einen tollen Eigengeschmack, würzen ist überhaupt nicht nötig. Alleine für Lupes Guacamole würden wir sofort wieder herkommen.

Nach dem Frühstück machen wir eine kleine Wanderung durch den Nebelwald – mit zu großen Leihgummistiefeln stolpern wir den rutschigen Hang hinauf. Die Aussicht ist wunderschön, von Nebel keine Spur. Von Vögeln allerdings auch nicht. In der Ferne kreisen ein paar Geier.

Mittags fahren wir zur Intag Kaffeeplantage, kaufen im Shop leckeren ecuadorianischen Kaffee als Souvenir, den wir nebenher verköstigen – und nebenher läuft im Fernsehen tatsächlich Bundesliga, da freut sich die Anny.

Ausflug an die Vogellecke

Cock of the Rock

Andenklippenvogel

Für den Nachmittag haben wir den Besuch einer Vogellecke geplant. Hier ist der berühmte Cock of the Rock oder Andenklippenvogel zu Hause. Wir ziehen wieder unsere Gummistiefel an und laufen zum Haus von Sandra Statz, die uns zur Lecke führen soll. Sandra kommt aus Wisconsin und hat sich hier in der Einöde niedergelassen. Sie sagt Hallo und läuft los, wir hinterher.

An der Lecke angekommen stellen wir fest: hier sieht man überhaupt nix. Die Vögel sind tatsächlich da und wir können sie hören, aber die Lecke ist nicht einsehbar, wir blicken auf dichtes Blätterwerk. Irgendwo im Geäst sehen wir dann mit dem Fernglas ein zugegebenermaßen sehr schönes rotes Exemplar dieser seltenen Gattung. Sandra entzückt uns mit ihrem "Fachwissen": Schaut mal, ist der nicht schön rot? Und er hat schwarz-weiß gefiederte Flügel." Na, für diese Expertise hätten wir nun nicht zwingend einen Guide gebraucht. Nach dieser Sichtung sagt Sandra, mensch, da haben wir ja Glück gehabt, auf nach Hause.

Auf dem Rückweg kommen wir an einer Hütte vorbei, in der ein frustrierter Aussteiger sitzt und seine Memoiren schreibt, Sandra versucht noch sehr unmotiviert, uns ein paar abgeranzte Flechtereien von Einheimischen zu verkaufen, die in der Hütte vor sich hinmodern, dann zieht sie uns 10 Dollar pro Nase aus der Tasche und das war's. Herzlichen Dank auch. Zum Glück hatten wir 10kg Fotoausrüstung dabei – und kein einziges Bild gemacht.

Nachdem wir uns auf dem Rückweg zum Refugio ausgiebig über diesen Touri-Nap beschwert haben, genießen wir am Abend wieder die Kochkünste von Lupe und die Welt sieht schon wieder besser aus.

Parque Cóndor

Greifvogelflugschau

Am nächsten Tag geht es zurück nach Otavalo, wir wollen auf den Textil-Markt, für den die Stadt so berühmt ist. Auf dem Weg entscheiden wir, im Parque Cóndor vorbeizufahren, da das Wetter großartig ist, sonnig und klar.

Im Park leben unterschiedliche Vogelarten – Eulen, Adler, Falken und natürlich die berühmten Andencondore – alle gerettet aus illegaler Haltung oder aus den Fängen von Wilderern. Teilweise werden die Tiere wieder ausgewildert, die nicht einheimischen Vögel bleiben bis an ihr Lebensende in deren Obhut. Man kann die Tiere in ihren Käfigen anschauen wie im Zoo, außerdem gibt es für Besucher eine Greifvogelflugschau. Wir haben einen tollen Blick von der Plattform, und beobachten diverse Greifvögel unterschiedlicher Größe beim Starten und Landen.

Parque Cóndor

Otavalo

Farbenprächtige Angebote lassen Herzen erweichen.

Danach geht es auf den Markt in Otavalo. Erstmal holen wir uns beim Bäcker für ein paar Cent leckere Milchbrötchen, damit wir gestärkt über den bunten Markt schlendern können.

Gleich am zweiten Stand entdeckt Anny eine wunderschöne Alpakadecke. Micha ist der Meinung, dass wir sowas auf gar keinen Fall brauchen. Und wie sollen wir das überhaupt nach Hause transportieren, wenn allein die Decke so groß ist wie eine unserer Reisentaschen?

Alleine durch unsere Diskussion vor der Verkäuferin wir die Decke gleich um die Hälfte billiger. Trotzdem laufen wir weiter. Wir schauen uns bunte Decken, Ponchos, Tücher und Schmuck an, überall wollen die Leute uns an ihren Stand ziehen. Anny erwähnt in regelmäßigen Abständen die wunderschöne Decke.Und Geduld zahlt sich aus, am Ende gibt Micha nach. Juhuu!Mit einer tollen neuen Decke und ordentlichem Sonnenbrand auf den Schultern geht es auf den Weg zurück nach Quito.

Impressionen

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Die ursprüngliche "Mitte der Welt"

Auf dem Rückweg fahren wir noch am mutmaßlich echten Äquator vorbei. Das ganz wurde nämlich neu vermessen und die ursprüngliche "Mitte der Welt" liegt nicht ganz in der Mitte. Hätten mal alle gleich auf die Inkas gehört, die wussten wie das funktioniert. Wir bekommen einen Stempel im Reispass und zahlen 2 Dollar Eintritt.

Dann erklärt uns ein Guide, wie der Äquator errechnet wurde und dass wir seit Jahren die Welt falsch herum darstellen. Eigentlich müssten wir alle Karten und Globen um 90 Grad drehen und Norden müsste links sein. Dafür setzt sich seine Organisation seit Jahren ein und wenn wir sie unterstützen wollen, können wir eine DVD für 20 Dollar und einen Wasserball mit der "richtigen" Weltkarte für nochmal 20 Dollar kaufen. Sein Engagement in Ehren aber: äh. nein.

Dann ist auch gut für heute, wir fahren in unsere Unterkunft für die Nacht und verabschieden uns von Freddy. Morgen geht's nach Galapagos.

Islas Galápagos

Mit dem Katamaran auf Inselhopping: Isabela, Floreana und Española