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  • Das Erste, das wir von Grönland zu sehen bekommen, sind die scharfkantingen Berge des Watkins-Gebirge.

    Die Ostküste
  • Die enormen Kolosse aus altem Eis leuchten spektakulär in der tiefstehenden Sonne.

    Mitternachtssonne im Eisfjord
  • Die erste Siedlung der Robbenjäger liegt unmittelbar am Eisfjord.

    Sermermiut

Die Luft ist sehr trocken und es ist windstill. Wir werden mit knapp 5 °C Außentemperatur im arktischen Hochsommer empfangen, in dem man zwischenzeitlich sogar auf die Jacke verzichten kann!

Grönland

Grönland (grönländisch Kalaallit Nunaat, deutsch ‚Land der Kalaallit‘, dänisch Grønland, deutsch ‚Grünland‘) ist die größte Insel der Erde und wird geografisch zu Nordamerika und geologisch zu dessen arktischer Teilregion gezählt. Aus politischer Sicht ist es ein autonomer Bestandteil des Königreichs Dänemark. Die Insel hat, abgesehen von Antarktika, die geringste Bevölkerungsdichte der Welt.

Quelle: Wikipedia
Grönland Quick Map

© Flying Cow

Anreise

Es hat sich eingeregnet, als wir unseren Geländewagen am Reykjavik Airport abstellen und auf unseren Inlandsflug nach Ilulissat warten. Es hat nur um die 12 Grad, aber es ist ziemlich frisch und die Laune ist recht mau, weil wir wissen, dass Herz uns noch für die Schäden am Fahrzeug belangen wird. Nächstes Mal mieten wir defninitv nur mit Vollkasko!

Wir lassen das Regenwetter hinter uns und fliegen in die Sonne! Kurz vor der Ostküste bricht die Wolkendecke auf und gibt den Blick auf die zerklüftete Steilküste des größten Insel der Erde frei. Tausende weiße Punkte treiben im Meer und zeugen von einer gewaltigen Masse an Eisbergen. Die Berge des Watkins-Gebirge am Ostrand schneiden sich wie Adern in das ewige Eis und verschwinden bald unter der massiven Fläche weißer Farbe.

Kühl streicht der Wind über die Eisberge in der Disko-Bucht. Fasziniert betrachten wir die ruhige Reise der treibenden Giganten.

Ilulissat

Bekannt auch als Jakobshavn

Das Wetter ist großartig und wir sehen schon im Anflug viele Eisberge im Meer treiben.
Der Flughafen der drittgrößten Stadt des Landes ist winzig und hat gerade Platz für zwei Maxschinen. Es ist kühl, aber die Luft ist so trocken, daß man die niedrige Temperatur nicht wirklich spürt. Nach zwei Kilometern haben wir unser Hotel erreicht und genießen erst einmal die fantische Aussicht auf die Bucht.
Kalaallit Nunaat, heißt es hier: Das größte ansässige Volk Grönlands nennt es „Land der Kalaallit“. Politisch gesehen ist die größte Insel der Welt ein autonomer Bestandteil des Königreichs Dänemark und heißt dort Grønland, also „Grünland“. Ganz so grün ist es dann allerdings doch nicht, wie wir feststellen konnten – obwohl knapp 20% der Fläche eisfrei sind.
Die glattgeschliffenen Steine der Küstenstreifen sind vielerorts von dichten Beerenpolstern überdeckt. Vielleicht kommt daher der irreführende englische Name. Ab und an gibt es violette Tupfer durch die Nationalblume, das arktische Weidenröschen.
Ilulissat Tourismus
Die gesamte Infrastruktur ist – gelinde gesagt – recht einfach. Und obwohl es keinerlei Verbindungstraßen zu den anderen Siedlungen auf diesem Kontinent hat, fahren innerorts 15 (!) Taxis umher und stellen somit den Hauptanteil des Straßenverkehrs. Es gibt eine Post, einen Supermarkt, ein Freilichtmuseeum und ein Café. Für die Einheimischen gibt es noch eine Schule und eine Sporthalle und die ganzen Touristen werden in 3 Hotels unterschiedlicher Kategorien untergebracht.
Wir schreiben hier die teuersten Postkarten unseres Lebens! Zuerst sind wir auf der Suche nach einem Schreibgerät, dass wir leider nur in dem einzigen Touri-Shop der Siedlung für schlappe 60 Dänische Kronen finden. Und für die Briefmarken werden wir an den Supermarkt oder an die stets geschlossene Poststelle am Ende des Ortes verwiesen.

Sermermiut

Urzeitliche Siedlung
Anderthalb Kilometer südlich der Stadt bilden die gigantischen Eisberge von Ilulissat die Kulisse um die verlassene Siedlung Sermermiut. Über 4.000 Jahre hinweg wohnten hier die verschiedenen Inuit-Kulturen, und noch heute findet man Reste, die deren Anwesenheit bezeugen.
Wir wandern ca. 2h zum Dorf, von den Überresten ist nicht mehr viel zu sehen. Auf unserem Weg kommen wir an einem Friedhof vorbei. Er liegt außerhalb der Stadt, damit die Hunde die „Bewohner“ nicht wieder ausbuddeln. Durch den steinigen, grönländischen Boden sind die Gräber nicht tief gegraben, sondern aufgeschüttet.

Siedlung Sermermiut

Von den Überresten der Inuit-Siedlung ist heute nicht mehr viel zu sehen. Der Ausblick ist allerdings spektakulär.

Windstill und ruhig ist dieser Abend. Nur die Eisberge strahlen eine unglaubliche Kälte aus, die wir bis auf unser Boot fühlen können.

Der Eisfjord

Der Ilulissat-Eisfjord wurde 2004 zum UNESCO-Weltnaturerbe erklärt. Die Fließgeschwindigkeit des Gletschers beträgt rund 20 m pro Tag, was einer jährlichen Eismenge von 35 km3 entspricht. Beim Kalben lösen sich riesige Eisberge mit einer Größe von bis zu 700 m (10 bis 12 % davon über Wasser) von der Gletscherkante. Zum Erreichen des meerseitigen Endes des Fjords benötigen die Eisberge rund 12 bis 15 Monate.

Ilulissat Kangia

Mitternachtssonne im Eisfjord

Wir haben einen Ausflug auf den Fjord vor unserer Haustüre gebucht und sind uns nicht ganz sicher, was wir erwarten sollen. Eine Fahrt zwischen Eisbergen – und die hat es ja genug. Zumindest haben wir mal die warme Jacke dabei.
Wir ziehen gemächlich mit dem kleinen Boot in den Fjord hinaus uns die tiefstehende Sonne taucht alles in goldene Farben, die von der ruhigen See reflektiert werden. Je weiter wie die Bucht hinauf fahren, desto größer werden die Eisberge! Irgendwann sind wir eingach nur noch von gigantischen Mengen an Eis umgeben.
Kalt fällt der Wind über die kolossalen Eisblöcke herab auf unser Boot. Im Spiel der Sonnenstrahlen färbt sich das Eis in den unterschiedlichsten Farben. Es ist ein Spektakel, das wir kaum mit unserer Ausrüstung einfangen können und so genießen wir einfach das Schauspiel an Deck.
Ilulissat Kangia
Die Überreste der Siedlung liegen malerisch, direkt am Fjord, der nach der benachbarten Stadt Ilulissat (grönl.: Kangia) benannt ist. Der Eisfjord liegt 250 km nördlich des Polarkreises an der grönländischen Westküst, erstreckt sich über 40 km Länge und ist 7 km breit. An seinem landseitigen Ende befindet sich der Gletscher Sermeq Kujalleq, einer der aktivsten Gletscher der Erde. Das heißt, die ganzen Abbrüche treiben in Form von Eisbergen aus der Bucht hinaus auf das offene Meer nach Süden.
Die Stille wird nur ab und an vom Donnern der Eisberge zerissen, wenn das Eis weiter auseinanderbricht, oder einer der Kolosse sich im Wasser dreht, weil sich die Gewichtsverhältnisse durch das Abschmelzen der Masse verändert hat.
An der Mündung des Fjordes stranden diese Riesen auf einer unterseeischen Moräne. Hier bringt das Boot uns hin. Die Mitternachts- und Abendsonne taucht die Eisberge in ein einzigartiges Licht. Die Kontraste kommen hervor, dann färbt die Mitternachtssonne alles in Pastellfarben. Anfangs in allen warmen Farben, später in fantastisch satten blau und violetten Tönen.
Wir fahren 4 Stunden durchs Eis und können uns nicht sattsehen. Wir füllen unsere Speicherkarten mit hunderten von Eisbergbildern und wir wissen jetzt schon, dass die Auswahl schier unmöglich wird. Als wir um Mitternacht in den Hafen fahren sind wir komplett durchgefroren – aber das hat sich gelohnt …

Um Mitternacht zwischen den Eisbergen

Mitternachtssonne im Eisfjord.

In nur wenigen Minuten verändert die tiefstehende Sonne das Aussehen des treibenden Abbruchs der Eiskolosse in einer ungeahnten Vielfalt.

Die Siedlung Oqaatsut

Rodebay
Der Ort Rodebay war mehrere Jahrhunderte einer der Zentren für den holländischen Walfang in Grönland, und noch immer wird in der alten Siedlung ab und zu ein Wal an Land gezogen. In schönster Natur etwa 15 Kilometer nördlich von Ilulissat, in der nur 45 Einwohner zählenden Siedlung, gibt es eine Schule, eine Kirche, einen Kaufmann und sogar das kleine Restaurant „H8“ – und das wird zu unserer Überraschung doch tatsächlich von einem Ost-Deutschen geführt!
Wir bekommen gute, solide Hausmannskost. Kartoffeln, Rotkohl, Rosenkohl. Und ein großes Stück Fleisch. Im ersten Moment sind wir nicht sicher, ob uns der Hausherr aufs Korn nimmt und wir eigentlich einen ordentlichen Schweinebraten verzehren. Aber nach genauerer Analyse glauben wir ihm: es ist Finnwal.
Bevor uns das Boot wieder zurück nach Ilulissat bringt nutzen wir die Zeit, die kleine Ansammlung von Häusern zu begutachten. Langsamer Zerfall und liebloser Wille zur Instandsetzung würden als Beschreibung passen, wenn man sich vorstellt, dass hier Menschen wohnen. Man könnte meinen, dass alles auf den Winter wartet und der Schnee das ganze Chaos und den Unrat auf magische Art und Weise verschwinden lässt.
Auf der Rückfahrt zieht plötzlich Nebel auf. Wir sitzen die ganze Zeit an Deck und beobachten das mystische Schauspiel und sind erstaunt, wie schnell sich die Farben des Eis ändern können.

Walsafari

25 Tonnen gleiten lautlos an unserem Boot vorbei

Wir wollen raus aufs Wasser und einen der größten unter den Säugetieren sehen – den Buckelwal [Megaptera novaeangliae]. Also finden wir uns wieder im einzigen Touristen-Office der Siedlung ein und werden in die kompetenten Hände eines Einheimeschen gegeben, der uns mit seinem eigenen Motorboot in die Disko-Bucht hinaus fährt. Zusammen mit sechs weiteren Wal-Enthusiasten kreuzen wir dann vor der Küste bis wir einen Blas entdecken.
Ein einsames Tier taucht behäbig vor unseren Augen auf und ab. Dabei ragen gerade mal zwei Meter des Körpers aus dem Wasser, nachdem das doppelte Blasloch die Atemluft mit einem tiefen Grollen ausgetauscht hat. Der Furchenwal, der diesen Morgen in der Bucht Krill und wohl auch ein paar Fische aus dem kalten Wasser filtert, lässt sich durch unsere Anwesenheit nicht beirren. Zum Atmen kommt das Tier ca. 6-8 Mal an die Wasseroberfläche und kündigt seinen 'Deep-Dive' mit einer intensiven Rückenkrümmung an, bei dem die große und tief eingekerbte Fluke komplett aus dem Wasser ragt.
Zwischen drei und acht Minuten ist der Buckelwal dann verschwunden. Und es ist jedes Mal eine aufregende Überraschung, wo er denn wieder auftaucht. Ab und an verraten große Luftblasen die Anwesenheit des Meeressäugers, geschuldet einer Jagdtechnik, die Beute vor sich herzutreiben und zu konzentrieren. Einen ziemlichen Schrecken hat uns der massive, kräftig ausgebildete Körper eingejagt, als dieser unter unserem Boot zu erkennen war. Kurz vor dem Bug ragte der Wal dann aus dem Wasser, die Fluke zum Greifen nahe!

Mit unglaublicher Kraft wird die Atemluft ausgestossen und die Fontäne der kondensierten Luft steigt bis zu 10 Metern empor.

Näher geht nicht!

Der Buckelwal taucht direkt am Bug unseres Bootes auf und sorgt für einen kleinen Schreckmoment. Das ist verdammt nah – aber auch absolut fantastisch!

Mit einer uhrwerkgleichen Genauigkeit kündigt der Bartenwal seinen 'Deep-Dive' an – bevor die Fluke für einen kurzen Moment das Wasser verlässt.

Eqi Gletscher

Der kalbende Gletscher

Nur wenige Orte in Grönland sind so bezaubernd wie der Eqi Gletscher, der 70 km nördlich von Ilulissat in den Fjord hineinströmt. Es ist mit dem Boot möglich, ganz nah an die Abbruchkante zu kommen und die großen Kalbungen ins Meer zu erleben. Das mächtige Donnern und der Anblick der Eisberge, die sich im Wasser wälzen, sind atemberaubend. Wir starten die 12-stündige Tour mit dem Boot bei schönstem Wetter – strahlend blauer Himmel, die Sonne scheint. Schon die Fahrt zum Gletscher ist wunderschön.
Dort angekommen, hören wir das Donnern und Knacken des Gletschers. Wir können die Dimensionen erstmal gar nicht abschätzen und denken: Die Stückchen sind aber klein. Warum rumpelt das so laut? Die Wellen erreichen das Boot und wir werden durchgeschaukelt. Dann erzählt uns unser Guide: Der Gletscher ist ca. 200 m hoch, wobei lediglich um die 30 Meter aus dem Wasser ragen. Der eingeschlossene Sauerstoff in Eis entlädt sich explosionsartig mit viel Getöse im Wasser. Und wir stellen fest, die Stückchen die dort regelmäßig ins Wasser stürzen sind doch nicht so klein, sondern haben eher die Größe eines Kleinwagens. Und plötzlich sind wir froh, daß nicht noch größere Stücke abbrechen. Die Wellen sind nämlich so schon hoch genug.
Die 4-stündige Rückfahrt vom Gletscher verbringen wir an Deck. Wir schauen abwechselnd durchs Fernglas und hoffen auf einen Wal. Die Augen werden schon müde als wir plötzlich in der Ferne einen Blas entdecken. Wir winken dem Captain, der dreht sofort bei und wir kommen nochmal richtig nah an den Buckelwal ran. Im Vergleich zum Exemplar gestern unfassbarerweise noch größer, der Bulle misst bestimmt 30 Meter und hat eine wunderschöne weiße Fluke. Danach gibt’s zur Belohnung an Deck ein gekühltes Bier. Aufgrund der Außentemperaturen schmeckt es aber eher warm …

Mit dumpfem Grollen schiebt der Bug unseres Schiffes die leuchtenden Eisbrocken beiseite.

Exkursion zum Eqi Gletscher

Randnotiz
Grönländische Metzgerei
Eine Metzgerei in Grönland sieht nicht so aus wie wir das gewohnt sind. Große Stahltische, auf denen das Fleisch vor den Augen der Kunden zerteilt und portioniert wird. Und von wegen Lamm und Rind. Hier liegen Stücke von Robben, diverse Walsorten, Moschusochsen und Fisch. Und alles suppt gemütlich vor sich hin und auf den Boden, so dass man die Räumlichkeiten eigentlich nur mit Gummistiefeln betreten kann.
Grönländisches Buffet
Etwas irritiert betrachten wir die etwa acht Meter lange Ansammlung von Speisen, in deren Mitte die Fluke eines Wals steckt. Tiefseekrabben, Schrimps und eine ordentliche Variation an Fisch haben wir ja schon erwartet. Aber dieses pechschwarze Teil überragt eben auch alles.
Voller Stolz erklärt uns der Koch das erlesene Angebot und zeigt den ebenso verdutzt dreinblickenden Gästen, was man mit dem Wal-Teil macht. Man schnippelt einfach etwas davon ab und knabbert dann Stundenlang an der Haut herum ... Schmeckt übrigens überhaupt nicht. Und wenn man gefragt wird, wie man sein Walsteak haben möchte, sollte man als Mitteleuropäer auch nicht auf die Idee kommen, es so zu essen wie es vor Ort üblich wäre. Das wäre dann nämlich roh (!)
Zum Flugfeld ist es ja nicht weit und so nutzen wir noch die verbleibende Zeit an diesem Morgen die kleine Küstenstadt ein letztes Mal zu durchstreifen. Das Wetter ist einfach traumhaft; keine Wolke weit und breit, nur eine steife Brise bei der wir doch den Kragen hochstellen müssen!
Rückflug
Auf dem Rückflug nach Reykjavík haben wir klares Wetter und sehen wunderschön, bis wohin sich die Eisfläche Grönlands erstreckt. Das eisfreie Land beginnt im Sommer zu ergrünen und die glattgeschliffenen Felsen leuchten in der Sonne. Als wir das ewige Eis überqueren, können wir überall die kristallklaren Schmelzwasser sehen, die sich fein verästelt über den gesamten Eispanzer erstrecken, in immer größeren Bächen und Seen sammeln.

Das Eis schmilzt, zieht sich zurück und hinterlässt kristallklares Wasser das in der Sonne in den schönsten Türkistönen schimmert.

Impuls

Eis, soweit das Auge reicht. Fast.

1) Die Sonne scheint, das Thermometer kommt nur knapp über die 5 °C und alle Kinder nutzen das fantastische Sommerwetter: Jacken aus, T-Shirts raus! Und uns friert es schon beim Anblick.
2) Das Eis strahlt eine eigentümliche, fast schon meditative Faszination aus. Weißes, Blaues und Schwarzes Eis, wie wir lernen: Und je nach Stärke und Dichte reflektiert das Eis das Licht unterschiedlich, was zu einer ungeahnten Variation an Farben und Stimmungen führt. Und eben proppevollen Speicherkarten.
3) Auch im Sommer kann der Hafen zufrieren. Zuviel Treibeis kann sich derart verkeilen, dass man einen Eisbrecher benötigt.
4) Knapp 20% Grönlands sind Eisfrei: Überwiegend der Süden der Insel und die meisten Küstenstreifen. Und das auch nicht seit kurzem, wie man vor Ort von den Innuit lernen kann.