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Zebras warten an der Ngweshla Pan auf einen freien Platz am Wasserloch
Lichtspiel -
4 Löwen haben an der Kennedy Pan einen Büffel gerissen. Jetzt wird erst mal Pause gemacht.
Der König des Buschs -
Vom Durst getrieben sind Büffel und Elefanten auf dem Weg zum Wasserloch an der Kennedy Pan.
Abendliche Wanderung
Heute geht es in den Hwange Nationalpark, einer der berühmtesten und wildesten Nationalparks des südlichen Afrikas.
Hwange – das Revier der Elefanten
Hwange ist für seine große Anzahl an Elefanten berühmt. Und mit diesen majestätischen Tieren haben wir währen der 6 Tage in Hwange auch die ein oder andere – nicht immer freundliche – Begegnung. Von 40 km Umweg bis zu nächtlichen Besuchen vor dem Zelt ist alles dabei.
Der Busterminal
Heute geht es erstmal zur Werkstatt nach Binga, denn unser Reifen verliert tatsächlich Luft. Die Werkstatt hat aber geschlossen, wir werden zum 'Busterminal' geschickt, dort gäbe es jemanden, der uns mit dem Reifen helfen kann. Der Platz am Ortseingang ist so groß wie ein Fussballfeld und von Bäumen umgeben. Tatsächlich stehen in einer Ecke eine handvoll Kleinbusse, das muss also der Terminal sein.
Werkstattbesuch
Mzizi Tyre Services
Schräg gegenüber sehen wir dann schon eine kleine Wellblechhütte mit dem Schild ‘Mzizi Tyre Services’. Der Mann der Stunde winkt uns auch gleich herbei und weist Micha mit dem Fahrzeug ein. Das Auto muss schließlich richtig stehen und auf keinen Fall zu weit beim Nachbarn. Ein Schuster, der heute gar nicht da ist.
Ordnung muss sein, und damit Mzizi seinen blauen Overall im Staube des Platzes nicht schmutzig macht, wird einfach die Hülle eines Reissacks unter das Auto gelegt, als der Wagenheber platziert wird. Fix rollt der Reifen durch eine selbst gebaute Wanne aus zwei anderen Reifen und bald blubbert es schon durch die Seifenlauge. Das Loch ist gefunden – Camelthorn. Das ist Alltag hier und schon wird der Reifen von der Felge gehebelt.
Aus einem alten Stück Reifen wird dann ein Flicken geschnitten und geduldig über eine halbe Stunde bearbeitet und aufgerauht. Dann kommt der Kleber drauf und wir warten nochmals eine halbe Stunde bis Mzizi den Flicken in unserem Reifen anbringt. Nach weiteren 20 Minuten wird unser Reifen wieder auf die Felge gezogen. Was nicht gehebelt werden kann, wird gehämmert und kurze Zeit darauf ist der Reifen wieder an seinem ursprünglichen Platz. Für 15 Bond Noten. Umgerechnet 1,50 USD. Unglaublich.
Mit fachmännischen Auge werden noch die anderen Reifen kontrolliert und beim rechten Hinterreifen sogar noch ein wenig die Luft rausgelassen. Wir zahlen und machen den Fehler einen US Dollar Trinkgeld zu geben. Unverständnis steht dem Mann ins Gesicht geschrieben: Er könne wohl nun nach Hause gehen. Okay, denken wir, das nächste Mal vorsichtiger sein. Aber viel Zeit zum nachdenken bleibt gar nicht, eine Reisebus vom 'Busterminal' benötigt Hilfe und wir müssen den Platz räumen.
Auf Reise
Bevor wir uns auf den Weg nach Hwange machen, kaufen wir an Ort und Stelle noch Tomaten auf dem Markt. Die Kommunikation ist etwas schwierig, irgendwie schaffen wir es aber dann. 10 Tomaten für 2 Bond Notes. So viele wollten wir eigentlich nicht, aber es gibt ja kein Rückgeld oder kleinere Einheiten. Auf jeden Fall sind wir schon die ganze Zeit die Hauptattraktion auf dem Marktplatz.
Die Fahrt nach Hwange ist unspektakulär und nach ungefähr 200 km erreichen wir die Kreuzung zur A8 nach Victoria Falls im Nordwesten oder Bulawayo im Südosten des Landes.
Wir folgen einem großen Schild, das eine Tankstelle anpreist,
denn wir haben uns verrechnet!
Da wir in den Parks stets in den ersten Gängen unterwegs sind, benötigen wir mehr Sprit, als wir dachten. Und so wollen wir noch etwas in unseren Tank füllen, damit wir uns entspannter den Tierbeobachtungen widmen können. In Dete soll die groß beworbene Tankstelle dann sein und – als hätten wir es geahnt – die hat seit Wochen schon keinen Sprit mehr gesehen. Interessanterweise sind alle Angestellten vor Ort, obwohl es nichts zu tun gibt.
Hwange National Park
Parkeingang Ost
Wir fahren also weiter ins Main-Camp des Hwange Nationalparks. Am Parkeingang gleiches Prozedere wie immer – auch hier tragen wir uns wieder in das große Buch ein. Erst danach geht dann die Schranke auf und wir fahren knapp zwei Kilometer, bis wir an das erste Wasserloch kommen und unseren Augen nicht trauen: wir können vor lauter Elefanten überhaupt nicht das Gelände überblicken!
Das müssen über 200 Tiere sein, die von überall her an dieses Wasserloch gekommen sind.
Es herrscht ein wahnsinniger Lärm: Tiere trompeten vor lauter Freude, endlich am Wasser zu sein, zu trinken, zu baden oder die Artgenossen zu verscheuchen, die nicht zur eigenen Gruppe gehören. Wir sind beeindruckt vom sonoren Gegrummel, das laut und intensiv selbst in unseren Körpern zu spüren ist. Es herrscht ein reges Treiben und wir beobachten fasziniert das Spektakel in der Hitze der Mittagssonne.
Irgendwann wird es uns zu warm und wir beschließen, abzubrechen und nun zum Park-Office zu fahren, um unseren Papierkram zu erledigen. Und vielleicht hat ja der kleine Laden noch ein Paar Dinge, mit denen wir den Speiseplan der nächsten Tage etwas auffrischen können.
George, der Ranger
Der Ranger, der uns begrüßt, entpuppt sich als Plaudertasche und nachdem wir uns überall mehrfach eingetragen und registriert haben, erkundigen wir uns nach einer Möglichkeit zum Tanken. George fragt, wie viele Liter wir den brauchen würden. 40 l antworten wir. Bedächtig nickt er und erklärt dann: Er kenne jemanden – wir sollten um 19:00 Uhr an unserem Zeltplatz sein, der würde vorbeikommen. Nummernschild hätte er ja. Okay, alles klar. Lassen wir uns überraschen, ob das funktioniert.
Safari
Wir beschließen noch eine Runde im Park zu drehen und rumpeln über eine furchtbare Piste an das nächste Wasserloch, die Caterpillar Pan. Bei dem Lärm, den unser Fahrzeug von sich gibt, ist es kein Wunder, dass alle Tiere reißaus nehmen. Lediglich ein paar Giraffen – die ersten in diesem Urlaub, überqueren vor uns die Piste in aller Ruhe.
Wir fahren durch viel trockenes Buschwerk, bis sich die Landschaft zu einer offenen Ebene weitet und leuchtend in der Abendsonne vor uns liegt. Hübsch hier, denken wir und beobachten eine kleine Familie Elefanten am nächsten Wasserloch. An der Nyamandhlovu Pan gibt es eine Aussichtsplattform, von der man die Tiere aus einer angenehmen Höhe beobachten kann.
Als die Sonne untergeht, machen wir uns auf den Rückweg, schließlich müssen wir noch unser Zelt aufbauen und um 19:00 Uhr soll ja auch unser Sprit kommen. Im letzten Licht des Tages wird fix der Gin & Tonic vorbereitet und wir genießen den Sundowner in unseren Klappstühlen.
Diesel, Teil 2
Oder: African Funnel
Pünktlich um 19:00 Uhr kommt ein kleiner Pick-Up angefahren – George steigt aus und hat seine Uniform gegen ein schickes Hawaii-Hemd getauscht. Ganz klar, er ist nun in zivil unterwegs. Er hätte einen 20 und einen 30 Liter Kanister dabei, ob das in Ordnung wäre. Klar, ist es. Fix schneidet George eine PET-Flasche ab und steckt den oberen Teil in den Tankstutzen. 'Afrikanischer Trichter' meint er lachend, als er anfängt, den Inhalt des ersten Kanisters einzufüllen.
Gemütlich blubbert der Diesel in den Tank und im kargen Schein der Lampe sehen wir, dass der Sprit grün gefärbt ist. Wir vermuten entweder Landwirtschafts- oder Schiffsdiesel. Wir fragen erst gar nicht, wo der her ist, Hauptsache wir bleiben mobil. Wir plaudern noch eine ganze Weile über Politik, Land und Leute, bis George zusammenrechnet und seinen Preis nennt. Wir zahlen USD 1,40/Liter, wobei 20 Cent/Liter als ‘Beschaffungszuschlag’ zu rechnen sind. Egal, wir haben wieder unsere Reichweite erhöht und einem Staatsbeamten geholfen, sein Gehalt zu verbessern.
Dunkelcamping
Es ist inzwischen stockfinster und die Campingleuchte + Stirnlampe geben gerade genug Licht her, dass wir beim Kochen genügend sehen. Im Schein der Lampen sieht man keine 3 Meter weit und wir wollen auch gar nicht so genau wissen, was sich so alles um uns herum bewegt.
Wir genießen unsere Pasta und das extrem überteuerte Bier, das wir noch kurz zuvor im Shop des Parks ergattert haben. Da es keinen Strom gab, haben wir im Dunkeln die Regale des kleine Ladens nach Dingen abgesucht, die unsere Speisekarte evtl. ergänzen könnten. 3 Dosen Bohnen, Hartkekse, 2 Flaschen Wasser und eben ein Sixer Bier für stolze 28 US Dollar …
Tag 11
Wir stehen mit dem ersten Licht des Tages auf und bemerken, dass wir die Zahnpasta verloren haben. Verdammt, wir wollen los und nicht warten, bis der Shop öffnet. Wir überlegen, wie wir mit Salz und Neutralseife unsere eigene Zahnpasta herstellen, verwerfen den Gedanken aber schnell wieder. In Rekordzeit bauen wir das Zelt ab und frühstücken. Micha reinigt noch 7 Liter Wasser, nachdem wir den Filter ausgekocht haben.
Ziel ist der Hide an der Nyamandhlovu Pan. Die Zeit am frühen Morgen ist eigentlich immer gut für viele Tiersichtungen. Zwischen 5:00 und 7:00 Uhr für Katzen, später dann die üblichen Verdächtigen. Gespannt beobachten wir das Geschehen in unserem Hide und es passiert: genau gar nichts!
Ruhiger Morgen, denken wir und beschließen zurück über das Main Camp zu fahren um dann über die gestrige Route zur Kennedy Pan zu gelangen. Und außerdem haben wir dann noch mal die Möglichkeit, am Shop nach einer Zahnpasta zu schauen. Gesagt, getan – und die teuerste Zahnpasta aller Zeiten ersteigert …
Safari Rules!
Eigene Gesetze
Micha spottet in der Ferne doch tatsächlich 2 Hyänen, die sich einem Wasserloch nähern und wir halten an und beobachten, was sich da noch so entwickeln könnte. Die Tiere drehen ab, aber eine kleine Familie Zebras und Elefanten versammeln sich am Wasser.
Nach einem langen Aufenthalt an der Mili Pan kommen wir nur langsam voran und sind dann mal wieder in der größten Mittagshitze unterwegs, als uns nach knapp ¾ der Wegstrecke ein Elefant den Weg versperrt. Der steht gemütlich unter dem einzigen Baum weit und breit, der zu dieser Tageszeit genug Schatten für das große Tier spendet. Als wir uns langsam nähern, um dem Tier zu signalisieren, dass wir gerne vorbei möchten, gibt uns der Bull zu verstehen, dass er von diesem Vorhaben überhaupt nichts hält.
Wir überlegen, ob wir es vielleicht ganz schnell an dem Elefanten vorbei schaffen. Aber da er schon mit seinen Vorderläufen auf der Piste steht, wäre das wohl ein wenig fahrlässig, das überhaupt auszuprobieren. Es gibt genügend Beispiele, bei denen diese großen Tiere Autos jeglicher Größe wie Spielzeug umgeschmissen haben und so verwerfen wir diesen Plan.
Also warten wir. In der Mittagssonne. Genauso wie der Elefant. Der findet es aber toll unter dem Baum und bewegt sich keinen Millimeter. Bevor wir jetzt einen Sonnenstich bekommen, fassen wir den Entschluss den ganzen Weg wieder zurückzufahren, denn es gibt keine alternative Route, keine Ausweichmöglichkeit.
Verdammt! Ein Umweg von über 50 Kilometern.
Aber wir haben keine andere Wahl.
Auf dem Weg zurück an der Jimbili Pan sehen wir eine große Herde Elefanten und knattern in respektvollen Abstand an der Herde vorbei – wie wir meinen. Aber die Tiere drehen sich sofort um, als wir auf ihrer Höhe sind und drohen uns gleich. Micha gibt Gas und wir ziehen vorbei, bevor eines der Tiere auf andere Gedanken kommt. Das wäre ein schöner Foto-Moment gewesen, meint Anny, denn die Tiere haben aller hergeschaut und hatten die Ohren aufgemacht…
Auf dem Weg zur Kennedy Pan 1 kommen uns ein paar Safari-Fahrzeuge entgegen. Ab und an hält man an, tauscht Informationen über Sichtungen aus und so erfahren wir, dass es heute einen frischen Kill am Wasserloch hat und eine Junggesellengruppe von vier Löwen in der Nähe ist. Da freuen wir uns, dass wir unser Lager ganz in der Nähe aufschlagen werden!
Der Kadaver
Der Tisch ist gedeckt
Als wir am Wasserloch ankommen, sind wir ganz alleine. Wir sehen zwar den Kadaver des Büffels, aber keine Löwen weit und breit. Angestrengt suchen wir die Gegend ab, fahren ein wenig ins Gelände, bis Anny die Tiere im Schatten eines Baumes entdeckt.
Einer der Löwen löst sich von der Gruppe und läuft in Richtung des Kills. Wir folgen dem Tier und sind beeindruckt von seiner Größe, als er am offenen Fenster vorbeiläuft. Wir beschließen, erst einmal die Fenster ein wenig hoch zu kurbeln, das Tier ist schließlich ganz schön groß und verdammt nah! Anscheinend wartet der Löwe darauf, dass die anderen ihm folgen, aber die rühren sich nicht. Im Gegenteil, träge lungern diese im Schatten und hecheln angestrengt in der Hitze des Nachmittags. Bald bekommen wir Besuch – Safari-Jeeps nähern sich. Jetzt geht das Gerangel um die guten Plätze los und wir positionieren uns in der Hoffnung, die Löwen öffnen in Kürze ihren Kill.
Die Tiere machen überhaupt keine Anstalten, sich zu bewegen oder an den Büffel zu gehen. Auch das hungrigste Tier der Gruppe trottet unverrichteter Dinge wieder zurück in den Schatten. Hat wohl etwas mit der Rangordnung zu tun. Und der Chef der Vier bewegt sich eben überhaupt nicht. Wir fahren also näher an die Gruppe unter dem Baum und füllen unsere Speicherkarten.
Am Abend werden die Tiere nervös, als sich eine Büffelherde dem Wasserloch nähert. Sie alle sehen den toten Artgenossen, erkennen die unmittelbare Gefahr durch die Anwesenheit der Löwen, aber getrieben von Durst und den Strapazen eines langes Weges finden sich immer mehr Tiere am Wasserloch ein.
Den Löwen läuft schon der Speichel aus dem Maul beim Anblick dieses reich gedeckten Buffets, aber ihre Arbeit ist ja bereits getan, das reicht fürs Erste. Warum sich nochmals in Gefahr begeben, wenn das Essen ja bereits dort liegt? Jeder Angriff kann mit einer Verletzung des Angreifers enden, was hier draußen den sicheren Tod bedeutet und so schauen die Löwen lediglich der Herde beim Trinken zu.
Im Abendlicht werden die Büffel von Elefanten abgelöst, wir stehen inzwischen wieder am Rande des Wassers und beobachten das gesellige Treiben, wobei manche Tiere jetzt näher an das Fahrzeug kommen, als uns lieb ist. Aber es gilt die einfache Regel: die Tiere haben die Entscheidung getroffen näher zu kommen, wir waren zuerst da! Wir hoffen, dass die Elefanten sich daran halten, jetzt den Motor anlassen und wegzufahren würde nur Ärger provozieren.
Kennedy One Picknick Site
Als es bereits dämmert, machen wir uns auf den Rückweg. Wir haben es ja nicht weit: knapp 800 Meter ist unser Zeltplatz entfernt und ab 18:30 darf man hier eh nicht mehr durch den Park fahren. Wir treffen Ranger Norman, der unbedingt ein Feuer für uns machen möchte und es nicht wirklich versteht, daß wir unseren Reis mit Chakalaka auf dem Gaskocher zubereiten. Zuvor genießen wir noch unseren G&T und essen mal wieder im Dunkeln. Im Hintergrund hören wir die Elefanten und Hyänen am Wasserloch. Der Mond fehlt, es ist kurz vor acht und stockfinster als wir in unser Dachzelt klettern.
Nachts werden wir von einem Geräusch geweckt, dass wir nicht wirklich zuordnen können. Wir haben zur Hälfte unter einem Baum geparkt, es hört sich so an, als ob ein kleiner Ast auf dem Zelt entlangkratzt. Aber als das Kratzen die Zeltseiten wechselt, wissen wir, dass es etwas anderes sein muss. Spinne? Skorpion? Schlange? Es nervt und hält vom Schlafen ab. Anny haut irgendwann gegen die Zeltwand und es herrscht Ruhe. Kaum sind wir eingeschlafen, fängt es wieder an. Puh, wenn das so weitergeht, finden wir nicht viel Schlaf heute Nacht. Aber irgendwann gibt der Zeltgast Ruhe und wir schlafen endlich ein.
Tag 12
Am nächsten Morgen finden wir auch keine Spuren um unser Fahrzeug und wir einigen uns darauf, dass uns in der Nacht ein Gecko oder eine kleine Echse genervt hat. So früh wie möglich verlassen wir unseren Zeltplatz und fahren an die Kennedy Pan 1, um zu schauen, was unser toter Büffel so macht. Wir gehen davon aus, dass von dem Tier nichts mehr übrig ist, denn inzwischen haben bestimmt die Hyänen die Reste verwertet. Hatten ja schließlich die ganze Nacht Zeit dazu.
Der Kadaver, Teil 2
Das Buffet ist eröffnet
Zu unserer Freude sehen wir die 4 Löwen, die gerade in der Morgendämmerung den Büffel geöffnet haben und nun gierig an dem Tier herumzerren und teilweise mit dem Kopf darin verschwinden. Gierig wird das Fleisch verschlungen und es dauert nicht lange, bis sich auch wieder zahlreiche Safari-Jeeps eingefunden haben.
Ein Ranger von einer Anti-Poacher-Unit im Fahrzeug neben uns, weist dann sogar noch eine besonders dreiste Fahrerin über Lautsprecher zurecht, weil sie sich doch tatsächlich vor allen Anwesenden ins Licht stellt. Sonst aber geht es auch hier recht gesittet zu und alle können das Spektakel in Ruhe beobachten.
Allerdings müssen wir die Motivation einer Deutsch-Russin im Wagen neben uns in Frage stellen, die sich lautstark über das Drama des Kills auslässt und unsere Gier, der Fressorgie beizuwohnen. Schließlich wären jetzt einer Büffelfamilie Oma oder Schwester genommen worden und wir würden alle nur gaffen wie beim Stierkampf. Okay, ein Kill ist meistens nicht schön, aber spektakulär! Und Teil des Ökosystems, das wir gerade freiwillig besuchen.
Vollgefressen, müde und in einem fast komatösen Zustand löst sich ein Löwe nach dem anderen von dem Kadaver und trottet lediglich nur einige Meter weit weg, um nach mehreren Liegeproben endlich eine Position zu finden, in der der vollgefressene Bauch nicht schmerzt. Als einer der Löwen am offenen Fenster vorbeischlendert, vergessen wir sogar, die Scheibe hoch zu machen. Aber das Tier will überhaupt nichts von uns wissen und schleppt sich nur mühsam weiter.
Nach zwei Stunden ist die Show vorbei und wir ziehen weiter – wir wollen zur Ngeshlwa Pan.
Ngeshlwa Pan
Hört sich so an, als ob man Wasser im Zahn hat, liegt aber wunderschön in einer offenen, weiten Ebene und wir hoffen darauf, noch mehr Katzen zu sehen.
Auf dem Weg dorthin versperrt uns schon wieder ein Elefant den Weg. Das darf doch nicht wahr sein! Aber wir finden tatsächlich eine kleine alternative Route mit 2 km – genau an der richtigen Stelle.
Die Landschaft um das Wasserloch herum ist wie leergefegt. Es ist nichts los, niemand da. Und es kommt auch nichts.
Also fahren wir zurück zu unserem Camp, verbringen den heißesten Teil des Tages im Schatten der Bäume und beobachten das gesellige Treiben der Safari-Unternehmen, die das Camp für ihre Mittagspause nutzen. Die gewaschene Wäsche trocknet in atemberaubender Geschwindigkeit und wir nutzen die Gelegenheit, auf dem Platz viele Vögel zu fotografieren.
Am Nachmittag geht es dann nochmals zur Ngeshlwa Pan. Wesentlich erfolgreicher als am Morgen. Das Licht ist zauberhaft und die Tiere kommen jetzt auch zahlreich. Dennoch müssen wir rechtzeitig aufbrechen, denn der Rückweg dauert ja seine Zeit.
An der Kennedy Pan 2 bleiben wir dann im Verkehr stecken:
ca. 50 Elefanten haben am Wasserloch gebadet und ihren Durst gestillt und kreuzen jetzt vor uns die Straße.
Okay, wenigstens sind die Tiere in Bewegung. Aber das dauert. Und unser Puffer schmilzt dahin und es gibt nichts, dass wir tun können. Wir müssen aufpassen, dass wir nicht von Elefanten umrundet werden, denn in Herden gelten andere Regeln: Immer die Familie zuerst! Da spielt es auch keine Rolle, ob man zuerst da war oder nicht.
Promt löst sich ein kleiner Bulle aus der Gruppe und läuft auf uns zu. Wir fahren ein wenig zurück, um zu signaliseren, dass wir verstanden haben. Normalerweise reicht das auch, aber nicht bei halbstarken Teenagern. Mit der großen Gruppe im Rücken kann man immer gut auf dicke Backen machen. Also lassen wir uns noch weiter zurückfallen, bis es dem Elefanten zusagt.
Der Rest der Familie nimmt rechts der Straße ausgelassen noch ein Staubbad und langsam setzt die Dämmerung ein.
Verdammt – die Zeit rennt uns davon!
18:30 müssen wir auf unserem Platz sein, dann wird das Tor abgeschlossen. Was eigentlich ziemlich lustig ist, denn der Zaun um den Platz ist so löchrig, dass man auch kein Tor braucht. 'There is a fence, but no fence' wurde uns einmal von einem Ranger erklärt und passender hätte man es nicht formulieren können.
Die Gruppe von Elefanten ist jetzt fast auf der anderen Seite. Micha ergreift die Chance und fährt zwischen der Lücke hindurch. Verdutzt schauen die Elefanten dem Auto nach, aber kein Tier unternimmt irgendwas. Wir brettern die Piste entlang, so schnell wie das Gelände erlaubt, bis wir um eine Kurve biegen und in einer Büffelherde von ca. 100 Tieren stehen! Souverän teilt Micha die Menge, letztendlich verhalten sich die Tiere ja ähnlich wie Kühe.
Die Scheinwerfer des Hilux leuchten kaum etwas aus, so dunkel ist es jetzt. Hoffentlich springt jetzt nichts vors Auto. Dann – das Tor in Sichtweite und Norman, der bereits mit der Stirnlampe auf uns wartet – macht Micha plötzlich eine Vollbremsung:
Elefant 5 Meter vor dem Eingang!
Der Elefant ist aber genauso erschrocken wie wir und will nur noch schnell ins Dickicht und wir nutzen die Gelegenheit hinter ihm und seinen Kumpels vorbeizuziehen. Geschafft! Norman schließt das Tor ab, es ist 18:32 Uhr.
Wir essen mal wieder im Dunkeln und wir hören die Löwen in der Nähe brüllen. Irgendwie näher, als am Wasserloch heute morgen denken wir und spülen erst einmal in Ruhe unser Geschirr. Der Mond ist noch nicht aufgegangen und so sehen wir einen klaren Sternenhimmel mit der Milchstraße.
Wir beschließen noch ein paar Bilder zu machen und holen das Stativ. Während den Belichtungsreihen hören wir die Löwen – verdammt, wie nah war das denn? Gefühlt liegen die direkt hinter dem Zaun, so laut wie das Gebrüll ist.
Wir machen noch ein paar Belichtungen und beschließen dann fix ins Zelt zu gehen, denn das Gebrüll macht uns doch ein wenig unsicher.
Am nächsten Morgen begrüßt uns Norman und zeigt uns, wo die Löwen letzte Nacht gelegen haben. Die Stelle befindet sich 10 Meter außerhalb des Zauns, also 25 Meter von unserem Auto entfernt. Ok, das war nah.
Egal, die Dusche ist angeheizt, das Wasser warm und das wird jetzt erstmal ausgiebig genutzt!
Tag 13
Heute geht es in den Westteil des Parks. Da die Straße sich in einem furchtbar schlechten Zustand befinden soll, beschließen wir aus dem Park am Osteingang heraus zufahren, über die A8 an der Nordseite bis Hwange und dann von oben wieder in den West-Teil hinein zu fahren. Das ist von den Kilometern zwar länger, aber wesentlich besser zu fahren.
Auf dem Weg kommen wir doch tatsächlich noch an einer Mautstation vorbei und Micha probiert, ob der Beamte nicht doch US-Dollar nimmt. Nach kurzem Überlegen willigt dieser ein und meint, er möchte einen Dollar! Einen Bruchteil einer Sekunde später korrigiert er sich und schiebt schnell nach: Nein zwei!
Impuls
Die Liebe zu Elefanten ist ungebrochen
Während Micha die Elefanten inzwischen nerven, sind sie für Anny nach wie vor die tollsten Tiere der Welt. Egal ob sie uns den Weg versperren, andere Tiere am Wasserloch verjagen, vor unserem Zelt zu Abend essen oder uns sehr deutlich zeigen, wer hier der Chef ist – Hwange ist das Paradies für Elefanten-Freunde.